Die Migration ist eine weiträumige, saisonale Bewegung von einer Region oder einem Lebensraum zu einem anderen. Diese von vielen verschiedenen Organismen auf der ganzen Welt praktizierte gemeinsame Strategie ist eine anpassungsfähige Reaktion. Sie korrespondiert in der Regel mit Veränderungen in der Umwelt eines Organismus, wie z.B. der Verfügbarkeit von Ressourcen oder des Klimas. Bei Migrationen können sowohl große Gruppen von Tausenden von Tieren sowie einzelne Individuen unterwegs sein. Diese Migrationen können von wenigen hundert Metern bis hin zu tausenden Kilometern reichen.
Für viele wandernde Arten bilden die Nahrungsressourcen einen wichtigen Antrieb für die Wanderungsbewegung. Die Große Mexikanische Blütenfledermaus ist ein Nektarfresser, der sich von den Blüten (einschließlich der Agave) ernährt und jahreszeitliche Wanderungen unternimmt, welche an die saisonal schwankende Nahrungsverfügbarkeit gebunden sind.
Außerhalb der relativ stabilen Klimazonen der Tropen und Subtropen kann die ressourcenbasierte Migration auch eng mit dem Klima verbunden sein. Zum Beispiel wandern Monarchfalter ab dem frühen Herbst aus Kanada und dem Norden der Vereinigten Staaten in die Wälder Mexikos, um dort zu überwintern. Dies hängt mit der jahreszeitlichen Verfügbarkeit ihrer Wirtspflanze, der Seidenpflanzen, aber auch eng mit dem Klima zusammen, da die Schmetterlinge bei den niedrigen Temperaturen des Winters in nördlicheren Breitengraden nicht überleben könnten.
Ergänzend können die Tiere Migrationen bzw. Wanderungen unternehmen, um zu brüten oder neue Jungtiere zu zeugen. Ausgewachsene Atlantische Pfeilschwanzkrebse bewohnen die Ostküste der Vereinigten Staaten und wandern in jedem Frühjahr in flachere Gewässer, um sich zu paaren und in geschützten Sandstränden und Buchten Eier zu legen. Auch Lachse unternehmen bekanntlich lange und gefährliche Wanderungen, um ihre Laichgründe zu erreichen.
Die Migration ist entweder obligatorisch oder fakultativ. Bei obligatorischen Migrationen müssen Individuen von einem Ort zum anderen wandern. Bei fakultativen Migrationen können sich Individuen für oder gegen eine Migration entscheiden. Zwangsmigrationen sind oft vollständige Migrationen, an denen alle Individuen der Population teilnehmen. Es können aber auch Teilmigrationen sein, bei denen nur ein Bruchteil der Population abwandert. Einige Individuen oder Gruppen innerhalb einer Population können auch weiter wandern als andere, was als differentielle Migration bezeichnet wird. So wandern beispielsweise Winterammer je nach Geschlecht unterschiedlich weit in die Überwinterungsgebiete, wobei die Weibchen tendenziell weiter nach Süden reisen als die Männchen.
Zeitpunkte und Hinweise, die die Tiere für die Migration nutzen, sind sehr unterschiedlich, können aber Faktoren wie die Tageslänge, Ressourcenmenge oder Temperatur umfassen. Tiere, die wandern, können auch auf unterschiedliche Weise navigieren, wie zum Beispiel durch geografische, chemische oder sogar magnetische Signale. Tauben zum Beispiel benutzen den Magnetsinn zur Navigation.
Einige Arten wandern schließlich in großen oder kleinen Gruppen, wie die Gänse, während andere, wie die Zwergmusendrossel, alleine wandern. In einigen Fällen vollziehen die Tiere ihre Wanderungen über mehrere Generationen hinweg, so dass kein einzelnes Individuum die gesamte Reise zurücklegt. Zum Beispiel dauert der komplette Migrationszyklus von Monarchfaltern etwa vier Generationen.